The World to Come von Mona Fastvold

Der Film THE WORLD TO COME (2020) der norwegischen Regisseurin Mona Fastvold war für uns Anlass, eine Pilotstudie zu einer spezifischen, bisher in der empirischen Rezeptionsforschung nicht beachteten Kategorie von Emotionen durchzuführen, den sogenannten existenziellen Gefühlen.

Ursprünglich von dem Philosophen Matthew Ratcliffe (2005) eingeführt, bezeichnen feelings of being Gefühle, die aus dem individuellen Bezug zur Welt resultieren. Diese Gefühle repräsentieren die jeweils aktuell empfundene Art und Weise des ‚In-der-Welt-Seins‘. Zuschauer*innen können sich zum Beispiel verbunden mit der Welt als Ganzes fühlen oder eben auch isoliert oder abgeschnitten von der Welt. Wir sehen die Welt ‚wie durch einen Nebel‘, sind gar nicht richtig da oder nehmen – im Gegenteil – alles besonders intensiv wahr. Unsere Verbindung zur Welt kann also ganz unterschiedlich empfunden werden (vgl. auch Slaby, 2011).

Jens Eder, Professor für Dramaturgie und Ästhetik audiovisueller Medien an der Filmuniversität Babelsberg, stellte 2016 die These auf, dass als Auslöser für eine Veränderung unseres empfundenen Weltbezugs auch die Rezeption von Filmen in Frage kommt. Dabei beschränkt sich dieser Effekt laut Eder nicht notwendigerweise auf die unmittelbare Rezeptionssituation, sondern kann auch länger anhaltende Empfindungen auslösen (S. 76).

Eder verweist auf und illustriert das Potenzial des Konstrukts existenzieller Gefühle für die Filmforschung, verbleibt jedoch auf einer theoretischen, filmanalytischen Ebene. Unser Vorhaben war es, mit der von uns durchgeführten Pilotstudie erste Einblicke zu sammeln, ob und wie existenzielle Gefühle während und nach der Filmrezeption empirisch erfasst werden könnten.

Im unten verlinkten Text (in Vorbereitung) stellt meine Mitarbeiterin Theresa Arnoldt Ergebnisse der Pilotstudie dar, die in weiterführenden Studien zu existenziellen Gefühlen aufgegriffen werden können.

Eder, J. (2016). Films and existential feelings. Projections, 10(2), 75–103.
Ratcliffe, M. (2005). The feeling of being. Journal of Consciousness Studies, 12, 43–60.
Slaby, J. (2011). Affektive Intentionalität – Hintergrundgefühle, Möglichkeitsräume, Handlungsorientierung. In J. Slaby, A. Stephan, H. Walter, & S. Walter, (Hrsg.). Affektive Intentionalität. Beiträge zur welterschließenden Funktion der menschlichen Gefühle (pp. 23-48). Paderborn: Mentis.